In einem Anflug von Wahnsinn blätterte ich eine Modezeitschrift durch, wie man sie bei Friseuren findet. Dort waren Frauen abgebildet, die Hemden 4 Nummern zu groß und falsch zusammen geknöpft trugen. Das wäre jetzt Trend, hieß es. So würde ich meinem Kind nie erlauben aus dem Haus zu gehen. Das sah irgendwie verstörend und überhaupt nicht lebensfähig aus. Diese B-Promis könnten wahrscheinlich auch Kartoffelsäcke zum Trend erklären oder statt Miniröcke, einfach einen extra breiten Gürtel, Hauptsache es ist „In“. Ich verstehe die ganze „In“- und „Out“-Logik nicht. Grundsätzlich trage ich immer das Falsche.
Eine Berufsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, jeden noch so hässlichen Fetzen anzuziehen, Models. Sie tragen Kleidung die so alltagstauglich wie eine barocke Ritterrüstung ist und sehen dabei aus wie ein dürres Muppet aus der Sesamstraße. Präsentiert wird der Stoff gewordene Würgereiz bei Modeschaun, bei denen jedes überflüssige Gramm Fett gleich für Lästereien sorgt. Denn ein Modell muss so schlank sein, dass sie bei einer Wende wie durch Zauberhand verschwindet. Sie haben die Portionsgrößen einer Stubenfliege und dürfen nur mit Leine und Briefbeschwerer aus dem Haus, damit sie nicht weg geweht werden.
Dieses Borderline-Verhalten wird unseren Kindern in Model-Schmieden wie „Germanys Next Topmodell“ vermittelt. Dort erleben Schüler, die niemals eine 40-Stunden-Woche durchgestanden haben, wie surreal ein Leben sein kann und nennen das harte Arbeit. „Atmen“ und gleichzeitig „Laufen“ will gelernt sein, so der O-Ton der geldgierigen, sich selbst inszenierenden „Modeloma“ und Produzentin Heidi Klum.
Dafür fehlt mir das Verständnis. Da bleibe ich lieber überfüttert und schlecht gekleidet